Über 600 Studien: Indikationsliste immer länger
Im Februar 2006 trafen sich die führenden Experten der Ganzkörper-Kältetherapie im österreichischen Kurort Bad Vöslau, um eine gemeinsame Erklärung zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen
und einer standardisierten, modernen Form der Kälte-Medizin zu verfassen.
Seit der erstmaligen Anwendung durch den japanischen Rheumatologen Toshiro Yamauchi zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis sind mehr als vier Jahrzehnte vergangen.
Viele Forschungsergebnisse sind seitdem hinzugekommen, heute gibt es aktuell über 600 Studien zu der Methode. Das Spektrum der Indikationen hat sich erstaunlich erweitert, zu immer mehr
Krankheitsbildern gibt es wissenschaftliche Belege und vor allem auch Erfahrungsberichte begeisterter Anwender.
In dem Konsensus-Papier der Experten wird die Ganzkörper-Kältetherapie als gut verträgliche Behandlungsform bezeichnet, die Abbruchquote sei gering. Obwohl kaum Nebenwirkungen
auftreten, gibt es aber auch Patienten, für die aufgrund einer besonderen Kälteunverträglichkeit, geringer Stressresistenz oder schwerwiegender Krankheiten die Methode keine Therapieoption
darstellt. Für Gesundheitsexperten ist es durchaus sinnvoll, auch Krankheitsbilder, bei denen es schon positive klinische Beobachtungen gibt, aber noch kein wissenschaftlicher Konsens besteht, in die allgemeine Indikationsliste aufzunehmen.
Dazu gehören einige Hautkrankheiten, Fibromyalgie, Muskelspastiken oder das Asthma bronchiale. In verschiedenen Indikationslisten erscheinen weitere Leiden wie Neuralgien, Zustand
nach Schlaganfall oder Insult, Diabetes, Bindegewebserkrankungen, Multiple Sklerose sowie einige weitere Autoimmunerkrankungen.
Und die Anwendungsliste wird jeden Tag länger, weil ständig neue positive Effekte der -110 Grad Celsius kalten Luftkur entdeckt werden.
„Es besteht aber sicher noch Bedarf nach weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen“, meint der österreichische Uni-Professor und renommierte Schmerztherapeut Dr. Rudolf Likar. Die Erfolge
der Ganzkörper Kälte-Medizin seien jedoch offenkundig nicht wegzudeuteln – deshalb hat der Generalsekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft für die Zukunft die Erstellung von umfangreichen Studien vorgeschlagen, um die Methode in einem großen medizinischen Rahmen einsetzen zu können.
Begrüßenswert sei, so Likar, dass die bisherige Standardisierung wie gleiche Zeitdauer und gleiche Temperatur für jeden Probanden in der Kältekammer bereits durch ein modernes computergestütztes
Programm ergänzt wird, welches die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt.