Rheumatoide Arthritis gut im Griff
Rheuma ist doch die „Alte-Leute-Krankheit“ – so denken viele und haben schnell das Bild von Gehhilfen und Rollstühlen vor Augen. So verschweigt denn auch die erfolgreiche Personalchefin Beate Fest, die in einem Berliner Magazin offenherzig von ihrem Leben mit rheumatoider Arthritis berichtet, im Kollegenkreis ihre Krankheit lieber.
Wenn in einem neuen Schub ihre entzündeten Gelenke wieder einmal anschwellen, rot und heiß werden und wie der Teufel schmerzen, weiß die 38-Jährige, wo Hilfe auf sie wartet. In einer
bekannten Rheuma-Klinik besucht sie zwei Wochen lang zweimal täglich eine Ganzkörper-Kältekammer, wo ihre Leiden „jedes Mal in Minutenschnelle wie von Geisterhand verschwinden“, wie Fest
berichtet. Nach der seriellen Anwendung bei knackigen minus 85 Grad Celsius hat die gestresste Managerin wieder bis zu einem Jahr Ruhe von der mysteriösen Autoimmunerkrankung, bei der ihr
Immunsystem die eigenen Gelenke angreift und mehr und mehr zerstört.
Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste Erscheinungsform unter den entzündlichen Rheuma-Erkrankungen und mit rund 550.000 Betroffenen allein in Deutschland weit verbreitet. Das Leiden gilt als unheilbar – mit der Ganzkörper Kälte-Medizin kann man sie jedoch bestens unter Kontrolle bringen. Zum Glück für die Betroffenen ist die Arthritis nämlich die Erkrankung mit der am besten gesicherten Studienlage zur positiven Wirkung der Extremkälte.
Studie belegt: Schmerzen und Entzündungen vergehen
So berichtet etwa eine Überblicksstudie, die sechs Forschungsarbeiten mit insgesamt 257 Arthritis-Patienten umfasst, von einem deutlich gesenkten subjektiven Schmerzempfinden der Patienten und einer geringeren Entzündungsaktivität in den Gelenken. Polnische Forscher konnten zudem belegen, dass 44 Patienten mit Arthritis auch ein Vierteljahr nach Ende einer einmonatigen Kältebehandlung bei extremen Minustemperaturen signifikant reduzierte Werte des Entzündungsmediators Histamin aufwiesen.
Die Wirkmechanismen der Kälteanwendung hemmen genau die Prozesse, die das Leiden auslösen. Über die zahlreichen Kälterezeptoren in unserer Haut werden via Nervensystem die Reize gesetzt, die den autoimmunen Kampfmodus beenden. Fast nebenbei kann es so auch gelingen, die meist mit schlimmen Nebenwirkungen verbundene Medikation mit Kortison und nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) zu senken, aber vor allem die wichtige Bewegungstherapie wieder aufnehmen zu können.
Eine Untersuchung der Greifswalder Rheumatologin Dr. Bianka Benkenstein belegt, dass schon zehn bis 15 Kälteexpositionen eine erstaunliche Linderung des Schmerzes, eine erhöhte Beweglichkeit
und eine Verkürzung der Krankheitsschübe bewirken. Im Labor waren außerdem sinkende Entzündungswerte deutlich nachweisbar. Die Seele leidet mit, wenn sich Schmerzen und deutlich sichtbare
Verdickungen an den Fingergelenken nicht mehr verdrängen lassen und der Patient sich deswegen aus dem Leben zurückzieht. Zahlreiche Studien und große Fachverbände wie die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) verweisen darauf, dass rund 62 Prozent der Patienten mit rheumatoider Arthritis im Laufe ihrer chronischen Erkrankung an einer Depression leiden.
Die intensive körperliche Erfahrung bei -110 Grad Celsius in der Kältekabine ist dagegen eine sehr lebendige Erfahrung. Sie bremst nicht nur den fatalen Entzündungsstoffwechsel, sondern startet auch die Produktion von Glücksbotenstoffen. Geradezu euphorisch verlässt Beate Fest die Kältekabine. „Endlich schmerzfrei – ein berauschendes Gefühl“, sagt die Managerin mit strahlenden Augen.
Ihren Stress scheint sie in der Kabine gelassen zu haben.
Arthrose-Beschwerden gelindert
Wer im Alltag mit geschwollenen, schmerzenden und heißen Gelenken zu tun hat, kennt die lindernde Wirkung von Eispackungen, Cool-Pads oder kühlenden Quark-Packungen. Sie alle haben die Aufgabe, den Schmerz möglichst schnell zu lindern und die Schwellungen abklingen zu lassen, wirken aber nur lokal begrenzt.
Die Kältekammer hingegen hat eine umfassende positive Wirkung auf diverse Erkrankungen des Bewegungsapparates und auf permanente Schmerzen, wie wir sie beispielsweise bei einer Arthrose vorfinden.
Über die gesamte, auf unter fünf Grad abgekühlte Hautoberfläche werden dabei alle abgenutzten Gelenke gleichzeitig angesprochen:
Entzündungen werden herunterreguliert, Schmerzrezeptoren durch den stärkeren Kältereiz gleichsam überschrieben. So kann die Zerstörung der Gelenkknorpel etwa im Knie durch eine nun mögliche schmerzfreie Bewegungstherapie verlangsamt und ein operativer Eingriff mit dem Einsatz eines künstlichen Gelenks zumindest hinausgezögert werden.