Kältekammer-Mehr Widerstandskraft aufbauen
Bei offenem Fenster schlafen oder drei Minuten bei minus 85 Grad in der Kältekammer: Das alles trainiert unseren Organismus zu einer mehr oder weniger starken Einlagerung von potentem braunen
Fett. Dieser Trainingseffekt, also die Anpassung an einen extremen Kältereiz, erhöht die Resilienz, also unsere Widerstandskraft, für die nächste gesundheitliche Herausforderung.
Wir brauchen Aufgaben und Probleme, um fit für das Leben zu bleiben. „Unser ganzes Leben in der thermoneutralen Zone zu verbringen, ist kaum von Nutzen“, meint in diesem Zusammenhang David Sinclair. „Unsere Gene haben sich nicht für ein Leben im verwöhnten Komfort entwickelt. Hin und wieder ein wenig Stress, der die Hormesis in Gang setzt, tut vermutlich schon viel Gutes.“
Vor allem Fettleibige profitieren
Dass die Themen Ernährung, Gewichtsreduktion und Stärkung der Immunkraft auf der Agenda vieler Kliniken, Medical-Wellness-Häuser oder Schönheitsressorts, die mit Kältekammern arbeiten,
ganz oben steht, ist wohl auch den bitteren Erfahrungen aus der Corona-Zeit geschuldet: Forscher fanden etwa heraus, dass in Europa ein Großteil der am Virus verstorbenen Menschen fettleibig
war und einen Körpermasseindex von über 30 hatte. In den USA sollen gar 70 Prozent der Corona-Opfer an Adipositas gelitten haben.
Je mehr Volumen der Körper hat, desto stärker wird die betroffene Lunge komprimiert, die Schultern werden nach oben gedrückt, ein Hals ist kaum noch zu sehen. Und je mehr Übergewicht, desto mehr Komplikationen gibt es zudem im Falle einer künstlichen Beatmung, so die klinischen Beobachtungen. Dazu entdeckten Forscher, dass viele Risikopatienten einen eklatanten Mangel an Vitalstoffen wie Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, essentiellen Aminosäuren oder sekundären Pflanzenstoffen aufwiesen.
Eigenverantwortung in Gesundheitskrisen gefragt
Angesichts dieses für viele Menschen bedrohlichen Szenarios rückt das Thema der Eigenverantwortung für die Gesundheit mit jedem Tag mehr in den Vordergrund. Das Corona-Virus scheint viele
aus starren Gewohnheiten und überkommenen Lebensstrukturen wachgerüttelt zu haben.
In diesem Prozess des Aufwachens können wir die Krise als große Herausforderung, aber auch als große Chance sehen, unseren teilweise destruktiven Lebensstil im Mülleimer unserer eigenen
Geschichte zu entsorgen, und wir können neue Wege beschreiten.
Frieren in der Apotheke
Um dabei professionelle Unterstützung zu bieten, brechen auch alte Strukturen im Medizinbetrieb auf. Weil er die klassische Apotheke als „Auslaufmodell“ ansieht, gründete beispielsweise der Pharmazeut Jens Wilke gleich neben seiner stark frequentierten Apotheke im größten Innsbrucker Einkaufszentrum DEZ ein „Stoffwechselinstitut“. „Gerade in Corona-Zeiten fragen immer mehr Kunden danach, was sie selber aktiv tun können; wie sie individuell Vorsorge betreiben, ihre Leistungsfähigkeit erhöhen und ihr Immunsystem stärken können“, sagt Wilke.
Im Mittelpunkt der Erweiterung des Leistungsspektrums seiner Apotheke steht dabei im angegliederten Stoffwechselinstitut unter anderem neben einer Salzlounge, einem die Zellen stärkenden
Höhentraining auch eine moderne Ganzkörper-Kältekammer.
„Chronische Schmerzen verschwinden überraschend schnell, die Entzündungsaktivität im Gewebe wird gedämpft, die Stimmungslage verbessert, die Regeneration nach Verletzungen und hartem Training
optimiert, die Haut durch eine gesteigerte Kollagenproduktion gestrafft und das gute braune Fettgewebe zum Abnehmen wird vermehrt“, schwärmt Wilke von den positiven Wirkungen der einfach und praktisch anwendbaren Kältetherapie.
Der innovative Pharmazeut sieht seine Apotheke heute als „Fachgeschäft für eine ganzheitlich orientierte Gesundheit“.
Änderungen im Lebensstil vornehmen
Viele unserer Gesundheitsprobleme haben wir uns selbst angetan: zu viel Zucker, ungutes Fett, Rauchen, Alkohol, Übergewicht und ausufernder psycho-sozialer Stress sind nur einige der fatalen,
aber irgendwie doch lieb gewordenen Angewohnheiten, die uns kontinuierlich gute und erfüllende Lebensjahre rauben.
Jetzt gilt es gegenzusteuern und Änderungen im Lebensstil vorzunehmen – Zeit zum Nachdenken hatten wir in der Corona-Zwangspause alle zur Genüge. Auch eine durchgehend 21,5 Grad warme Raumtemperatur, stundenlanges Sitzen im Büro und vor dem Fernseher sind übrigens dem Leben vollkommen fremd und nicht der Normalzustand, für den das Immunsystem entworfen wurde.
„So wie vorher wird der Alltag nach der Krise sicher nicht mehr sein“, warnt Mayr-Arzt Schubert. „Das Virus wird uns wie die normale Grippe wohl weiter begleiten – aber wir sind nicht machtlos.“ Da heißt es einen Bewusstseinswandel anschieben, mündig werden und die Immunkraft regelmäßig stärken – je fitter Körper und Geist sind, desto leichter können wir uns gesundheitlichen, aber auch wirtschaftlichen und sozialen Bedrohungen stellen.