Kältekammer im Sport: Schnelle Regeneration und 18% Leistungssteigerung
Die Trendsetter sind rasch ausgemacht: Leidenschaftliche Frierer wie der deutsche Fußball-Teamtorwart Manuel Neuer, die Kicker-Lichtgestalt Cristiano Ronaldo von Juventus Turin oder Alt-Star
Frank Ribery halten sich mit Vorliebe in Ganzkörper-Kältekammern auf – und sie schwärmen offen vom frostigen Glücksrausch, der für eine schnellere Wiederherstellung nach Verletzungen, messbare Leistungssteigerungen, aber auch für einen kräftigen mentalen Stimulus für die Leistungsbereitschaft sorgen soll.
Stars Neuer und Ronaldo frieren für die Fitness
Für Neuer ist der Kälteschock ein wichtiger Teil jeder Rehabilitation, um seine immer wieder einmal auftretenden „muskulären Blessuren zu bekämpfen“, Ronaldo hat sich zu Hause eine eigene Kältekammer
installieren lassen und bibbert dort angeblich dreimal täglich für straffere Muskeln und mehr Ausdauer. Der ohnehin schon trendige und coole „CR7“, wie er von seinen Fans gerne wegen seiner Trikotrückennummer genannt wird, will es also noch cooler, und er hat ebenso wie Ribery vor, „dem Alter und seinen Auswirkungen ein Schnippchen“ zu schlagen, wie er entspannt sagt.
Unglaubliche Popularität
Es sind bis in die letzte Faser durchtrainierte Leistungssportler, die als Vorbilder für Millionen Fans den Kälte-Trend mithilfe der Medien angeheizt und ihm so zu einer unglaublichen Popularität verholfen haben. Schon bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 im heißen Brasilien hatte die deutsche Mannschaft in diesem Zusammenhang für positive Schlagzeilen gesorgt und damit einen ordentlichen Kältehype ausgelöst – als sich die Teamspieler nämlich nach schweißtreibenden Spielen nur mit Unterhose bekleidet zur Blitzregeneration bis zum Hals in Eistonnen legten.
Die Bilder gingen um die Welt. Legendär der Satz von Verteidiger Per Mertesacker nach einer anstrengenden Begegnung gegen Algerien: „Ich lege mich jetzt erst mal drei Tage in die Eistonne.“ Geholfen hat
es offensichtlich – die Mannschaft holte sich schließlich den WMTitel. Internationale Spitzenklubs aus allen Sportarten setzen inzwischen längst auf eine professionelle Kryotherapie. Es ist das wichtigste
Kriterium im Leistungssport: Angeschlagene, müde Spieler eilig wieder fit zu bekommen.
Ob Bayern München, Bayer Leverkusen, Real Madrid, Porto oder Chelsea London – sie alle haben deshalb eigene Kältekammern auf ihrem Trainingsgelände einbauen lassen. Die prestigeträchtigen Klubs wollen ihre meist sündteuren Spieler nach Verletzungen, intensiven Trainingseinheiten oder vielen Kräfte raubenden Bewerbsspielen für eine optimale Leistung rasch wieder zurück auf das Feld bringen. Das Investment soll sich schließlich lohnen…
Kältekammer im Olympia-Zentrum
Auch das „Olympische und Paralympische Zentrum für Deutschland“ im brandenburgischen Kienbaum hat eine Kältekammer in Betrieb genommen. Im Trainingszentrum nahe Berlin regenerieren und
trainieren Topathleten aller Couleur. „Wenn Leistungssportler 14 Tage bei uns verbringen, dann nutzen sie die Kammer in dieser Zeit durchschnittlich vier- bis fünfmal“, sagt Kienbaum-Geschäftsführer
Klaus-Peter Nowack.
Positive Effekte wissenschaftlich belegt
Die Kälteanwendung macht eine schnellere Regeneration möglich, und das ist wissenschaftlich belegt. Die bessere Durchblutung der Muskelgruppen und der positive Effekt auf Gefäße und Venen etwa
lindert Bänderblessuren und Blutergüsse, vermindert Muskelkater, hemmt Entzündungen, reduziert Schmerzen bei Prellungen, Ekzemen oder rheumatischen Beschwerden, nimmt die Müdigkeit oder steigert die Schnellkraft.
Dabei wird nicht nur der Bereich der Verletzung positiv beeinflusst, der ganze Körper profitiert, was bei einer lokalen Behandlung nicht gegeben ist.
Intensiveres Training möglich
Die verstärkte Blutzirkulation führt zu einem gesteigerten Transport von sauerstoffreichem Blut sowie Nährstoffen, Immunzellen und Hormonen in die Muskeln und das Bindegewebe. Gleichzeitig werden Abfallstoffe aus dem aktivierten Stoffwechsel leichter abtransportiert.
„Nach Belastungen kann die Kältekammer die Regenerationszeit signifikant verkürzen, so dass die nächstfolgende Intensiveinheit früher wieder einsetzen kann“, betont Helmut Hoffmann, Leiter des angesehenen Donaustaufer Instituts für Rehabilitative Leistungsdiagnostik. Dadurch könne letztlich mehr und intensiver trainiert werden, ohne dass sich die Gefahr erhöhe, in ein Übertraining abzugleiten. Zudem würden sich bei einem starken Kälte-Impuls vor dem Wettkampf „sowohl das Schnellkraft- als auch das Ausdauervermögen signifikant verbessern“. Selbst für Sportler mit degenerativ vor geschädigten Gelenken komme die schmerzlindernde Wirkung nach regelmäßigen Kältekammer-Anwendungen zum Tragen. Die betroffenen Athleten könnten ihre Leistungsfähigkeit zu 100 Prozent abrufen und würden diesen leistungssteigernden Effekt sehr schätzen.
Auch ehemalige Sportstars profitieren von der Extremkälte, die entscheidend dazu beiträgt, den Körper auch lange nach der Karriere gesund und fit zu halten. So ist Franz Klammer, der österreichische
Ski-Abfahrts-Olympiasieger von 1976, seit langem ein begeisterter Kältekammer Anwender: „Die Kryotherapie von minus 110 Grad hilft mir bei Gelenk und Muskelschmerzen sowie vor allem auch durch eine schnellere Regeneration beim Sport. Ich fühle mich danach unglaublich gut. Ein feines, freies und leichtes Gefühl.“
Studie belegt 18,6 % mehr Leistungssteigerung
„Die Kälte-Anwendung führt dazu, dass die Muskulatur schneller wird“, sagt Dr. Uwe Lange, der Direktor der Abteilung Physikalische Medizin und Osteologie an der Bad Nauheimer Kerckhoff-Klinik. So
würden Sportler, die vor einer Höchstleistung in die Kältekammer gingen, „schneller und spritziger“. Und auch das Ausdauervermögen
verbessert sich enorm. Eine aussagekräftige Studie mit folgendem Fazit belegt dies eindrucksvoll:
„Eine Ganzkörperkälte -110°C von zwei Minuten und 20 Sekunden führt unmittelbar zu einer Reduzierung der Tympanaltemperatur von 0,4°C und der Hauttemperatur von 5,1°C. Im Anschluss an die Ganzkörperkälte -110°C werden Leistungsverbesserungen der Laufzeit von 18,6% erreicht (bei 95% der maximalen Laufgeschwindigkeit).“
Aus der Studie »Auswirkungen der Ganzkörperkälte -110°C auf die Herzfrequenz bei Ausdauerbelastungen und in Ruhe!“
Prof. Dr. Winfried Joch, Universität Münster, Dr. Sandra Ückert, Universität Dortmund
Ein bemerkenswertes Ergebnis, das die ganze Wucht der Methode zeigt. Eine höhere Belastung sowie eine kurz- als auch langfristige Leistungssteigerung ist aufgrund der Extremkälte folglich möglich.
Leistungssteigerung über „legales Doping“ Für gewöhnlich muss ein Hobbysportler rund drei Monate hart trainieren, um seine Leistung um etwa fünf Prozent anheben zu können. Ein Topathlet benötigt annähernd zwei Jahre für eine Steigerung um zwei Prozent. Nach dem „Precooling“, also dem Kühlen vor einer Belastung, funktioniert die Steigerung der Leistung wegen der Gefäßverengung in den äußeren Hautschichten und der verstärkten Konzentration des Blutes im Körperzentrum wesentlich einfacher und rascher.
In der Leistungsdiagnostik zeigt sich meist ein höheres Leistungsniveau mit dem Absenken wichtiger Parameter wie dem Milchsäurewert (Laktat) und der Herzschlagfrequenz um fünf oder sogar mehr Schläge pro Minute. Der Körper kann als Folge circa zehn Prozent länger an der Schwelle zum anaeroben Zustand, also einem Sauerstoffmangel, belastet werden. Ein klarer Wettbewerbsvorteil
für professionelle Minus-85-Grad-Frierer: „Legales Doping“ macht es möglich.
Eldorado für Topsportler
Als Eldorado für nach extremer Kälte suchende Spitzensportler aus aller Welt hat sich im letzten Jahrzehnt immer mehr das luxuriöse Gesundheitsresort DAS SIEBEN in Tirol etabliert. So bereitet sich
im „Kompetenzzentrum Westösterreich für Ganzkörper KälteMedizin“ etwa der WBA-Boxweltmeister im Schwergewicht Manuel Charr auf seinen nächsten Titelverteidigungskampf vor. „Dank der
regelmäßigen Kälteimpulse brauche ich jetzt viel weniger Pausen zwischen den harten Trainingseinheiten“, sagt Charr, „ich war konditionell noch nie so gut in Form.“
Die Spieler von Fußball-Bundesligisten wie Borussia Mönchengladbach, FC Augsburg oder dem Hamburger SV pilgern wegen angestrebter Leistungssteigerungen und schnellerer Regeneration nach Verletzungen und intensivem Training ebenso in die Kältekammer wie Top-Radfahrer, Leichtathleten und Ausdauersportler aller Coleur. Auch Polo-Spieler wie das deutsche Supertalent Patrick Maleitzke oder der frühere Vize-Europameister Philipp Sommer suchen im Tirolerischen immer wieder den Frischekick um ihr Spiel zu verbessern und gesundheitliche Herausforderungen rascher bewältigen zu können.
Polo-Vize-Europameister friert Müdigkeit weg
Weil er von den positiven Wirkungen der Kälte-Medizin so angetan ist, gewährte Sommer sogar offen Einblick in seinen „Patientenbericht“ aus einer Kältekammer-Studie im DAS SIEBEN, an der er teilgenommen hatte. Darin heißt es unter anderem: „Hochleistungssportler Philipp Sommer, deutscher Polomeister 2020 und ehemaliger Vize-Europameister, klagt über zunehmende Müdigkeit
und Energielosigkeit. Es kommt auch zu Verstimmungszuständen und vereinzelten Schlafstörungen. Auch leidet er in letzter Zeit zunehmend unter Doppelbelastung „Hochleistungssport und eigenes Unternehmen“.
Die Beeinträchtigung seiner physischen Belastungsfähigkeit gibt er mit etwa 70 Prozent an, die der psychischen Beeinträchtigung mit 40 Prozent. Er nimmt keine Medikamente. Aus Zeitgründen besucht er
die Kältekammer nur vier Tage lang, zwei Mal täglich. Nach der Behandlung gibt er die Beeinträchtigung der physischen Belastbarkeit mit fünf Prozent an, die Einschränkung der psychischen Belastbarkeit liegt nun bei null Prozent Nach sechs Monaten ohne Kälteanwendung sieht Sommer die Beeinträchtigung seiner physischen Belastbarkeit bei 40 Prozent, die der psychischen Belastbarkeit bei fünf Prozent. Medikamenteneinnahme: keine. Nach erneutem Kältekammer-Besuch mit zwei Anwendungen täglich, diesmal über fünf Tage (insgesamt zehn Anwendungen) gibt Sommer die Beeinträchtigung der physischen und psychischen Belastbarkeit mit null Prozent an. Auch gelingt es ihm seinen Angaben zufolge nach den Kältetherapien die Doppelbelastung „Hochleistungssport und eigenes
Unternehmen“ wieder um 90 Prozent besser zu bewältigen. Philipp Sommer entschließt sich, künftig in sein Vorbereitungsprogramm für Wettkämpfe die Ganzkörper Kälte-Medizin mit zu integrieren“.